Presseinformation 2008

Arbeitsgruppe „Essen ohne Gentechnik“ Bühl/Baden-Baden

Gen-Mais und Superbiene

Bühl. Die Superbiene hält Parasiten aus, ist resistent gegen Pestizide und weniger anfällig für Krankheiten. Produzieren künftig im Labor produzierte Gen-Bienen den Honig? Thomas Radetzki warnt vor solchen Entwicklungen. Am Donnerstag machte der Imkermeister in einem Vortrag der Arbeitsgruppe „Essen ohne Gentechnik“ auf die negativen Folgen der Agro-Gentechnik aufmerksam.

Radetzki ist Mitglied von Mellifera e.V., einer Vereinigung für artgerechte Bienenhaltung. Er hält es für unverantwortlich, gentechnisch veränderte Organismen in freier Natur einzusetzen. „Es werden Lebewesen erzeugt, die sich außerhalb der Kontrolle des Menschen in der Natur weitervermehren“, so Radetzki vor über 50 Zuhörern im Bühler Bürgerforum. Gentechnik werde vor allem bei Soja, Mais, Raps und Baumwolle angewandt. Nur sechs multinationale Konzerne würden rund 90 Prozent der gentechnisch veränderten Sorten vertreiben. Ihr Ziel sei es, konventionelles Saatgut vom Markt zu verdrängen. Diese Entwicklung habe gravierende Auswirkungen auf die Landwirtschaft und auf die Imkerei.



Eine der wichtigsten Folgen: die Bauern werden immer abhängiger von den großen Konzernen. So zitierte Radetzki Studien, nach denen die Agro-Gentechnik ihre Versprechungen nicht einhalten kann. Statt mehr werde weniger Ertrag erzielt, statt weniger müssten mehr Pestizide eingesetzt werden. Die Folge: die Kosten steigen. Die Konzerne haben sich zudem die Patente für ihr gentechnisch verändertes Saatgut gesichert. Gen-Mais beispielsweise wird aber nicht in geschlossenen Räumen und Gewächshäusern angebaut, sondern in der freien Natur. Wind und Bienen tragen die Gen-Pollen auch auf herkömmlich bewirtschaftete Felder und verunreinigen andere Maissorten. Passiert dies, können die Bauern ihren Mais wegen des Patentschutzes nicht mehr als Saatgut verwenden.


 

Ebenso große Probleme sieht Thomas Radetzki auf die Imker zukommen. Gentechnisch veränderte Pflanzen bedrohten die Gesundheit der Bienen. Außerdem fänden sich die Spuren der Gen-Pflanzen und ihrer Wirkstoffe im Honig wieder. Radetzki bedauerte, dass die Europäische Union Honig ebenso wie Milch als „tierisches Produkt“ eingestuft habe. Dadurch gebe es keine Kennzeichnungspflicht, wenn der Honig mit gentechnisch verändertem Material verunreinigt sei. Die Folge: die Kosten für den Nachweis der Unbedenklichkeit ihres Honigs bleibe an den Imkern hängen. Außerdem haben sie keinen Anspruch auf finanzielle Hilfen, wenn sie Vermarktungsprobleme auftreten – etwa dann, wenn im Fluggebiet eines Bienenstocks die Aussaat von gentechnisch veränderten Pflanzen erlaubt wird. Sie müssen dabei nicht einmal angehört werden. „Die einzige Lösung dieses Problems“, so Radetzki, „ist die Einstellung des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen.“

Radetzki berichtete außerdem von Forschungen mit gentechnisch veränderten Bienen. Ziel dieser Laborexperimente sei es, resistentere Bienen zu produzieren. Dann könnten etwa Bienen gezüchtet werden, für die das Spritzen der Pestizide der multinationalen Konzerne unschädlich sei. Noch handelt es sich um Laborversuche. Doch wenn die ersten Gen-Bienen in freier Natur fliegen, geraten nach Ansicht Radetzkis auch die Imker „in die Abhängigkeit der Industrie“. Denn Gen-Bienen wären patentrechtlich geschütztes Eigentum der Konzerne. Radetzki: „Eine eigene, herkömmliche Bienenzucht ist dann nicht mehr möglich, da man eine Einkreuzung der manipulierten Gene nicht verhindern kann.“

Der Vortrag im Bühler Bürgerforum wurde organisiert von der Arbeitsgruppe „Essen ohne Gentechnik“. Seit zwei Jahren bemüht sich diese Initiative um Auklärung und Information der Bürger. Ingrid Walter von der AG „Essen ohne Gentechnik“ informierte am Donnerstag über deren Arbeit. Dazu gehöre die Förderung und Gründung „gentechnik-freier Zonen“ und Unterschriftenaktionen zum Verbot des Einsatzes von gentechnisch veränderten Organismen in der Nahrungsmittelindustrie.


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